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Autor: Alan Light

Comeback der Vinyl-Schallplatte dank Taylor Swift

Schallplatten waren viele Jahrzehnte out. Doch die Vinyl-Tonträger feiern ein Comeback.

vier schwarze Vinyl-Schallplatten auf buntem Hintergrund

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©istockfoto.com / IfH85

Wir leben zwar in einer zunehmend digitalen Welt, aber der Verkauf von Vinyl-Alben boomt. Das vergangene Jahr war in den USA das beste Jahr für Verkäufe von LPs (Langspielplatten), seit man 1991 mit der Datenerfassung begann: Im Jahr 2023 wurden fast 50 Millionen Vinyl-Alben verkauft, 14,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Von den 1970er-Jahren, als in einem einzigen Jahr über 300 Millionen Platten verkauft wurden, ist das jedoch noch weit entfernt. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben Vinyl-Liebhaber in den letzten Jahren wieder für einen stärkeren Absatz dieser Tonträger gesorgt.

LP-Boom durch Taylor Swifts Album 1989

Dieser jüngste Anstieg wird von Taylor Swift angeheizt. Das meistverkaufte Vinyl-Album des letzten Jahres war ihr 1989 (Taylor’s Version), das erste Album, das sich in einem Kalenderjahr seit der Datenerfassung eine Million Mal verkaufte. Von Swift stammen fünf der zehn meistverkauften Alben des Jahres 2023. Die Gesamtverkäufe ihrer Alben (fast 3,5 Millionen Exemplare) machten 7 Prozent aller im Jahr 2023 in den USA verkauften Vinyls aus.

Im Jahr 1948 stellte Columbia Records die erste LP vor: eine Aufnahme der New Yorker Philharmoniker mit Mendelssohns Violinkonzert in e-Moll. Während frühere Schallplatten aus Schellack mit 78 Umdrehungen pro Minute abgespielt wurden, lief die neue PVC-Platte („Vinyl“) mit 33, was zu einer besseren Tonqualität führte. Außerdem wurde die Spieldauer von fünf auf 22 Minuten pro Seite erhöht.

Ende der 1970er-Jahre begannen die LP-Verkäufe mit dem Erfolg der Tonbandkassetten und später der Compact Discs (CDs) zu sinken (Acht-Spur-Kassetten setzten sich nicht durch). Bis 1988 übertrafen die CD- die LP-Absätze, doch im 21. Jahrhundert gingen die Verkäufe all dieser Formate wegen des Online- Musikvertriebs drastisch zurück.

Die meistverkauften Alben in der US-Geschichte stammen alle aus der LP-Ära. Hier sind die Top 6 nach Angaben der Handelsorganisation der Musikindustrie: Their Greatest Hits 1971–1975 (Eagles); Thriller (Michael Jackson) Hotel California (Eagles); Back in Black (AC/DC); Led Zeppelin IV (Led Zeppelin) und The Beatles, auch bekannt als das „Weiße Album“ (Beatles).

Die meisten Musikliebhaber werden sagen, dass Vinyl besser klingt als digitale Musik, doch seine Audioqualität im Vergleich zu CDs ist umstritten. Obwohl LPs zerkratzen oder sich verziehen können, argumentieren Vinyl-Fans, dass sie besser wiedergeben, was der Künstler ursprünglich im Studio gespielt hat. Tontechniker Adam Gonsalves hebt den „sehr warmen“ Klang von Vinyl hervor und sagt, dass er „der Art und Weise, wie Menschen Musik organisch hören“, am nächsten kommt. CDs eliminieren das Knistern und Knacken auf der Oberfläche, aber für viele machen gerade die Unvollkommenheiten des Vinyls seinen Charme aus.

Schallplatten-Rekorde

Die teuerste LP der Geschichte ist das einzige existierende Exemplar von Once Upon a Time in Shaolin von Wu-Tang Clan. Der in Ungnade gefallene Pharmamanager Martin Shkreli kaufte sie 2015 für zwei Millionen Dollar. Doch nachdem er wegen Wertpapierbetrugs verurteilt wurde, beschlagnahmte die Regierung sein Vermögen und verkaufte das Album 2021 für vier Millionen Dollar an eine Kryptowährungsgruppe weiter.

Mit mehr als sechs Millionen Alben besitzt der brasilianische Geschäftsmann Zero Freitas vermutlich die größte Schallplattensammlung der Welt. Er ist auch Spender für das gemeinnützige ARChive of Contemporary Music, welches mehr als drei Millionen Tonaufnahmen beherbergt – darunter 18 000 Bluesplatten, die Keith Richards beigesteuert hat.

Der Record Store Day wurde 2007 ins Leben gerufen und ist ein Tag, an dem die Kultur der unabhängigen Plattenläden gefeiert wird. Die jährliche Veranstaltung findet in der Regel am dritten Samstag im April statt, mit einer zweiten Veranstaltung am Black Friday. An diesen beiden Tagen werden Hunderte von exklusiven Veröffentlichungen in unabhängigen Plattenläden auf der ganzen Welt verkauft. Unter diesen Alben befanden sich bereits begehrte Projekte von Paul McCartney, David Bowie, Pearl Jam und Taylor Swift, die im Jahr 2022 als Botschafterin des Record Store Day fungierte.

Der jüngste Aufschwung der Popularität von Vinyl hat zu einem Rückstau bei den Presswerken geführt, von denen die meisten geschlossen wurden, als es so aussah, als ob die CD den Markt erobert hätte. Im Jahr 2022 forderte Jack White (früher bei der Band White Stripes) die großen Plattenfirmen auf, eigene Presswerke zu bauen. Letztes Jahr kaufte die Metal-Band Metallica das Werk in Virginia, USA, das sie seit 2014 für ihre eigenen Projekte nutzt.

Vinyl-Alben als Kunst 

Beim Erwerb von Vinyl-Platten geht es den Käufern offenbar mehr darum, ihre Verbundenheit mit ihren Lieblingskünstlern zu zeigen – oder die Platten als Einrichtungselement zu verwenden – als um das tatsächliche Anhören der Alben: Einer Erhebung zufolge gab die Hälfte aller Befragten, die im Jahr 2022 eine Schallplatte kauften, zu, nicht einmal einen Plattenspieler zu besitzen.

Der Trend zu „Alben als Kunst“ hat zu einem Anstieg von Sammlerausgaben geführt, darunter auch Platten, die auf verschiedenfarbigem Vinyl gepresst sind. Von einer neueren Taylor-Swift-Veröffentlichung kann es bis zu zehn Varianten mit unterschiedlichen Farben und Titellisten geben. In letzter Zeit gab es sogar einige Beispiele für die leichten „Flexi-Discs“, die früher gelegentlich in Zeitschriften eingebunden wurden. Aber bis jetzt gibt es keine Anzeichen für ein Wiederaufleben dieser dünnen Scheiben.