Von der Kirchweihe zum Volksfest
Aus den Buden weht das süße Aroma von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte, in den Festzelten duftet es nach Bratwurst, und in Kettenkarussell sowie Achterbahn wird gekreischt. Willkommen auf dem Volksfest!
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Ob groß oder klein, gefeiert wurde schon immer gern. Doch die Ursprünge von Volksfest, Kirmes, Kirbe, Kerb und wie sie je nach Region auch genannt werden, liegen in der Kirchweihe. Die Tradition der Kirchweihe geht zurück ins Mittelalter. Wurde ein neues Gotteshaus eingeweiht, beging man das mit einer Kirchmesse – und zwar ab der Weihe jedes Jahr. Eines der ältesten ist das Lullusfest in Bad Hersfeld. Ursprünglich handelte es sich
dabei um ein reines Kirchenfest zum Gedenken an den 786 verstorbenen Heiligen Lullus, dem Erzbischof von Mainz. 850 errichtete man eine neue Kirche und setzte seine Gebeine dort bei. Seitdem wird gefeiert.
Vom Begriff Kirchmess leitet sich die Kirmes ab.
Die Feste waren über das ganze Jahr verteilt, viele fanden aber im Herbst statt – eng verbunden mit der Ernte. Man trank und prügelte sich dort, deshalb drängte die Kirche darauf, die Kirmes von den Kirchweihtagen zu trennen. Im Laufe der Jahrhunderte wandelten sich die Feste, und es kamen neue hinzu, die nichts mit Kirchweihen zu tun hatten. Schausteller präsentierten technische Erfindungen, Tiere und Menschen, oft unter pseudo-wissenschaftlichem Mantel. Die Besucher reiften derweil von Zuschauern zu Teilnehmern: Karussells, Wurfbuden und Schießstände gehörten ab dem 19. Jahrhundert zu den gängigen Kirmesattraktionen.
Heute zieht es Millionen von Menschen aufs Münchner Oktoberfest, den Hamburger Dom und das Cannstatter Volksfest, ebenso auf die Dorfkirmes. Fast 10.000 Volksfeste soll es in Deutschland geben. Die Zuckerwatte jedenfalls schmeckt überall.






