Wissen und Tipps

Autor: Courtney Shea

Die faszinierende Welt der Pilze

13 wissenswerte Fakten über die erstaunlichen Fungi (von lat. Fungus = Pilz) , die weder Tier noch Pflanze sind und enorme Ausmaße erreichen können.

Vier Fliegenpilze stehen nebeneinander im Wald auf grünem Moss.

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©istockfotos.com / Michael Wels

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Weltweit wurden im Jahr 2022 Pilze im Wert von rund 63 Milliarden US-Dollar (etwa 57 Milliarden Euro) gehandelt. Es wird erwartet, dass der Umsatz 2028 auf bis zu 90 Milliarden Dollar steigen wird.

 

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Dass Pilze so gefragt sind, ist nicht überraschend: Sie enthalten wenig Kohlenhydrate, sind dafür reich an Antioxidantien sowie den Vitaminen B und D. Als Proteinquelle bieten sie eine preiswerte Alternative zu Fleisch. Mit gegrillten Portobello-Pilzen kann man zum Beispiel Burger zubereiten, außerdem gibt es inzwischen Produkte wie Steaks, Würste oder Speck, die aus Pilzen hergestellt werden.
Wenn die Menschen 20 Prozent ihres Fleischkonsums durch aus Pilzen gewonnenes Eiweiß ersetzen würden, hätte dies einen großen Effekt für den Umweltschutz. Deutsche Klimaforscher haben berechnet, dass dadurch bis 2050 die Abholzung der Wälder für Viehzucht und die CO2-Emissionen, die bei der Haltung der Tiere entstehen, um die Hälfte reduziert werden könnten.

 

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Viele Menschen mögen die Konsistenz von Pilzen nicht gern. In einem Artikel der Washington Post aus dem Jahr 2015 wurden Pilze zu den Lebensmitteln gezählt, die eine nicht rational erklärbare Ekelreaktion auslösen können.

 

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Man muss sie nicht unbedingt gern verzehren, um von Pilzen zu profitieren. So sind beispielsweise Zitterlinge und Reishi-Pilze in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden, die bei Stress helfen sollen. Auch in Hautpflegeprodukten sind Wirkstoffe aus Pilzen enthalten, Polysaccharide aus Zitterlingen beispielsweise sollen Feuchtigkeit spenden. Und Chaga, Löwenmähne, Cordyceps sowie Reishi werden seit Jahrhunderten als entzündungshemmende und immunstärkende Heilmittel eingesetzt.

 

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Unter der Erdoberfläche bilden Pilze Netze aus wurzelartigem Myzel, das dazu beiträgt, pflanzliche und tierische Reste zu zersetzen. Dadurch werden dem Boden wichtige Nährstoffe zugeführt. Dieses Netzwerk kann sogar Informationen in Form von elektrischen Impulsen weitergeben, so warnt es etwa Bäume vor Insektenbefall. Einige Mykologen (Pilzsachverständige) bezeichnen dies als das „natürliche Internet“.

 

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Wenn Ihnen der Begriff „Myzel“ bekannt vorkommt, haben Sie vielleicht die TV-Serie The Last of Us gesehen. Darin geht es um eine Pilzart, die das menschliche Gehirn mit Myzel überzieht und den unfreiwilligen Wirt in ein zombieartiges Monster verwandelt. Die Idee basiert auf dem in der Natur vorkommenden parasitären „Zombie-Ameisen“-Pilz (Ophiocordyceps unilateralis), dessen Sporen die Gehirne der namensgebenden Insekten befallen und deren Verhalten bestimmen können.

 

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Mehr als 50 Jahre nachdem sie in der Mode- und Designästhetik der 1970er-Jahre allgegenwärtig waren, tauchen Pilze wieder überall auf. Im sozialen Netzwerk Pinterest wurden sie sogar zum wichtigsten Designtrend 2023 erklärt. Modemarken wie Hermés und Stella McCartney setzen auf „Pilzleder“ (hergestellt aus einer Mischung aus Myzel und anderen Pflanzenfasern) als umweltfreundliche, vegane Alternative zu Leder.

 

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Der größte Pilz der Welt ist ein Honigpilz (Armillaria ostoyae), der im US-Bundesstaat Oregon eine Fläche von 965 Hektar einnimmt. Der Yartsa Gunbu (Raupenpilz) aus Tibet gehört zu den teuersten Pilzen und wird für 30.000 US-Dollar pro Kilogramm verkauft. Seine angeblich aphrodisierenden Eigenschaften haben ihm den Spitznamen „Viagra des Himalaya“ eingebracht.

 

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Im Herbst machen sich Pilzsammler auf die Suche nach essbaren Sorten wie Pfifferling oder Steinpilz. Aber Vorsicht, viele giftige Pilze sehen bekannten Speisepilzen zum Verwechseln ähnlich. Außerdem sind einige Wildpilze gefährlich, wenn man sie roh isst. Sie verursachen beispielsweise heftiges Erbrechen. Am besten lässt man seine Ausbeute von den Experten einer Pilzberatungsstelle begutachten. Außerdem gilt es zu beachten, dass nur eine „geringe Menge für den Eigenbedarf“ gesammelt werden darf. Je nach Bundesland beziehungsweise Kanton sind das ein bis zwei Kilogramm pro Tag.

 

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Der hochgiftige Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) ist für mehr als 90 Prozent der Pilzvergiftungen weltweit verantwortlich. 

 

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In letzter Zeit ist das Interesse an sogenannten Zauberpilzen als Mittel zur Behandlung von Depressionen, Sucht und anderen psychischen Störungen gestiegen. Im Jahr 2022 erhielt das Centre for Addiction and Mental Health in Kanada staatliche Förderung zur Erforschung von Psilocybin als potenzielles Mittel zur Behandlung von Depressionen.
Auch die US-Regierung hat kürzlich eine Studie über Psilocybin als Mittel zur Raucherentwöhnung finanziert. Und Anfang dieses Jahres wurde in Australien als erstem Land weltweit Psilocybin zur Behandlung von bestimmten schweren Depressionen zugelassen.

 

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Mikrodosierung – also die Einnahme kleinster Mengen – von Psilocybin ist eine in bestimmten Kreisen beliebte Methode zur Steigerung der Produktivität. Die Wissenschaft ist sich immer noch uneins über die Wirksamkeit zur Verbesserung von Stimmung, Kreativität und Konzentration. Aber die Mikrodosierung wurde kürzlich (inoffiziell) abgesegnet: In einem Interview zum Erscheinen seiner Biografie Spare bezeichnete der britische Prinz Harry psychedelische Pilze als einen „grundlegenden Teil“ seiner Anwendungen für eine bessere geistige Gesundheit.

 

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Pilze könnten bereits 2025 ihren Weg ins Weltall finden. Forscher testen die Mykotektur – die Verwendung von Pilzen als Baumaterial – für künftige Basen auf dem Mond und dem Mars. Das stuckähnliche Baumaterial wird gezüchtet, indem das Myzel mit einer bestimmten Algenart gefüttert wird. Es dehnt sich dann aus und füllt eine Form, so können zum Beispiel ziegelsteinförmige Bauelemente entstehen. Anschließend wird das Material sterilisiert, um sicherzustellen, dass keine unerwünschten Organismen auf die Reise mitkommen.