Helau & Alaaf! Wie Deutschland den Karneval feiert
Kaum eine Zeit im Jahr ist so bunt, ausgelassen und voller Lebensfreude wie der Karneval – je nach Region auch Fasching oder Fastnacht genannt.

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Wenn sich die Straßen mit kostümierten Narren füllen, Umzüge durch die Städte ziehen und Konfetti durch die Luft wirbelt, ist klar: Die „fünfte Jahreszeit“ hat nun endgültig begonnen! Aber was macht Karneval eigentlich so besonders, woher kommt die Tradition und wie feiert man ihn in verschiedenen Regionen?
Kurze Geschichte des Karnevals
Der Karneval hat seine Wurzeln in jahrhundertealten Traditionen. Bereits im Mittelalter feierten die Menschen vor der Fastenzeit ausgelassene Feste, um sich noch einmal an üppigem Essen und fröhlichen Tänzen zu erfreuen. Der Name „Karneval“ leitet sich vermutlich aus dem Lateinischen „carne vale“ ab, was so viel bedeutet wie „Fleisch, lebe wohl“ – eine Anspielung auf die bevorstehende Fastenzeit. Heute ist Karneval ein Spektakel aus Musik, Umzügen und Feiern, das sich in jeder Region ein bisschen anders gestaltet. Auch die Bezeichnung für die närrische Zeit variiert je nach Region. Karneval heißt sie vor allem im Rheinland. In Südwestdeutschland, Hessen und Mainz wird die närrische Zeit Fastnacht genannt. In Bayern und Österreich lautet die Bezeichnung hingegen Fasching.
Dies sind die wichtigsten Karnevals-Traditionen und -Regionen in Deutschland:
1. Der Rheinische Karneval (Karneval im Rheinland)
Region: Nordrhein-Westfalen (Köln, Düsseldorf, Bonn, Aachen)
Der Rheinische Karneval ist eine der bekanntesten und größten Karnevalstraditionen in Deutschland. Er startet offiziell am 11. November um 11:11 Uhr, die Hauptphase findet im Februar/März statt. Höhepunkt der Rheinischen Karnevals ist der Rosenmontagszug mit aufwendig gestalteten Wagen und politischen Satiren. Es finden zahlreiche Kappensitzungen mit Büttenreden, Tanzmariechen und Funkenmariechen statt. Der Kölner Karneval zählt zu den größten und bekanntesten der Welt. Highlight ist der große Rosenmontagszug mit seinen bunten Wagen, auf denen tonnenweise „Kamelle“ (Bonbons) und „Strüßjer“ (Blumensträußchen) in die Menge geworfen werden. Die Karnevalsrufe des Rheinischen Karnevals sind "Alaaf" (Köln, Bonn) und "Helau" (Düsseldorf, Mainz).
2. Die Schwäbisch-alemannische Fastnacht
Region: Baden-Württemberg, Bayerisch-Schwaben (z. B. Rottweil, Villingen, Konstanz)
Die Schwäbisch-alemannische Fastnacht beruht auf sehr alten Traditionen, die stark mit mittelalterlichem Brauchtum verbunden sind. Bei den Fastnachtsumzügen werden Masken und Holzschnitzmasken (Larven), oft mit dämonischen, tierischen oder grotesken Gesichtern getragen. Verkleidet sind die Teilnehmer oft als gruselige Hexen, Teufel, Narren und Wildleute. Begleitet von lauten Schellen und Trommeln ziehen sie durch die Straßen. Die Traditionen folgen einem strengen Regelwerk, z. B. gibt es eher keine lauten Umzüge wie im Rheinland, sondern mystische Traditionen wie Narrensprünge. Hauptzeit der Schwäbisch-alemannische Fastnacht sind die "tollen Tage" (Schmotziger Donnerstag bis Aschermittwoch). Der Karnevalsruf der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht lautet: „Narri“ und die Zuschauer antworten mit „Narro“.
3. Die Mainzer Fastnacht
Region: Rheinland-Pfalz (Mainz)
Die Mainzer Fastnacht hat traditionell starke politische und satirische Elemente (ähnlich wie in Köln und Düsseldorf) und den Fastnachtssitzungen (z. B. „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“) kommt eine hohe Bedeutung zu. Außerdem finden Straßenumzüge mit bunten Kostümen und Motivwagen statt. Die Umzüge und Sitzungen stehen denen in Köln in nichts nach. Der Karnevalsruf der Mainzer Fastnacht lautet "Helau", wie auch in Düsseldorf.
4. Der Fränkische Fasching
Region: Franken (Bayern, Nordbayern, z. B. Würzburg, Nürnberg, Veitshöchheim)
Ähnlich wie die Mainzer Fastnacht legt auch der Fränkische Fasching einen starken Fokus auf Kabarett, Büttenreden und TV-Prunksitzungen. Bekannt wurde er vor allem durch die Fastnacht in Franken, eine TV-Sendung aus Veitshöchheim und seine bunten Straßenumzüge, an denen farbenfroh kostümierte, aber auch traditionell verkleidete Figuren teilnehmen.
5. Der Bayrische Fasching
Region: Bayern (München, Passau, Augsburg)
Der Bayerische Fasching ist oft enger mit traditionellen Winterbräuchen verknüpft: Bei den „Gaudiwürmern", den lokalen Faschingsumzügen, werden traditionelle Tänze gezeigt. Die Münchener "Narrhalla" veranstaltet große Sitzungen und den Faschingsumzug und jährlich finden berühmte "Faschingsbälle" statt, wie z. B. der Münchner Faschingsball "Damische Ritter".
6. Die Lausitzer Fastnacht (Zampern und sorbische Fastnacht)
Region: Brandenburg, Sachsen (Lausitz, Spreewald)
Die Lauzitzer Fastnacht ist eine sorbische Fastnacht mit traditionellen Trachten und Masken. Auch traditionelle Tänze und Musik spielen eine große Rolle. Ein bekannter brauch ist das "Zampern": Dabei ziehen Gruppen durch die Dörfer, singen und sammeln Essen oder Geld.
7. Der Norddeutsche Karneval
Region: Bremen, Niedersachsen, Hamburg
Der Norddeutsche Karneval ist nicht so ausgeprägt wie der Karneval im Süden. Dennoch finden jedes jahr einige Feierlichkeiten in den größeren Städten statt. Dazu gehören Karnevalsumzüge wie z. B. der Schoduvel in Braunschweig und Bremen. Meist ist der Norddeutsche Karneval eine Mischung aus rheinischem Karneval und lokalen Traditionen.
Jede Region hat also ihre eigenen Bräuche, aber das Ziel ist überall dasselbe: Feiern, Spaß haben und zusammen den Winter vertreiben!
Ein weiterer Brauch: Typische Karnevalsleckereien
Was wäre Karneval ohne süße Leckereien? In vielen Regionen gehören Berliner (auch Krapfen oder Pfannkuchen genannt) dazu – luftige Hefeteigbällchen mit süßer Füllung. Manchmal gibt es auch eine kleine „Narrenfalle“: Ein Berliner ist mit Senf gefüllt! Wer ihn erwischt, muss für die nächste Runde Getränke sorgen.