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Autor: Reader's Digest Book

Warum haben so viele Menschen Angst vor Spinnen?

Spinnenangst ist die wohl am weitesten verbreitete Tierphobie überhaupt. Einer gängigen Theorie zufolge ist sie ein Erbe aus der Menschheitsgeschichte.

Frau mit dicker Spinne auf der Hand

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©istockfoto.com / Liudmila Chernetska

Unter den Spinnenarten gibt es schließlich viele giftige. Wer den Kontakt mit solchen Tieren mied, lebte also sicherer. Ähnliches gilt auch für Schlangen oder für Ratten, die gefährliche Krankheiten übertragen. Daher könnte die Evolution den Menschen mit besonders feinen Antennen für derartige Lebewesen ausgerüstet haben. Bei Angstpatienten scheint dieses natürliche Frühwarnsystem besonders empfindlich zu reagieren und den angstauslösenden Reiz entsprechend stark zu überzeichnen. Tatsächlich lässt sich nachweisen, dass diese Menschen die Welt anders wahrnehmen: Ihnen erscheint die gleiche Spinne größer und bedrohlicher als Leuten, die mit diesen Tieren kein Problem haben. Erstaunlich ist allerdings, dass Spinnen so viel mehr Ablehnung auslösen als Insekten. Schließlich sind Bienen- und Wespenstiche nicht ungefährlicher als Spinnenbisse und kommen deutlich häufiger vor. Untersuchungen zufolge sind es vor allem drei Kriterien, die Spinnen viele Sympathiepunkte kosten: Ihre Schnelligkeit, ihre Unberechenbarkeit und ihre vielen Gliedmaßen. Zwar haben auch Insekten immerhin sechs Beine. Auf zwei mehr sollte es da eigentlich nicht ankommen. Tut es aber offenbar doch.

 

Kann man Ängste verlernen?

Gerade bei einer Spinnenphobie hilft eine sogenannte Konfrontationstherapie den Betroffenen häufig sehr gut: Unter Anleitung eines Therapeuten lernen diese, dass es nicht gefährlich ist, sich den gefürchteten Tieren zu nähern und sie sogar zu berühren. Allerdings verlieren die Patienten ihre Angst damit nicht unbedingt dauerhaft. Wenn sie in anderen Situationen erneut mit den Achtbeinern konfrontiert werden, kann das Entsetzen oft wieder zurückkommen. Um das zu verhindern, kann es helfen, die Betroffenen während der Behandlung ein wenig unter Stress zu setzen. Dazu genügt es schon, ihre Hand in Eiswasser zu tauchen. In Versuchen hat das geholfen, die Angst auch unabhängig vom jeweils aktuellen Kontext zu vergessen. Schließlich beeinträchtigen Stresshormone auch in anderen Situationen das Erinnerungsvermögen. Etwa, wenn einem in einer Prüfung infolge der Aufregung der gelernte Stoff nicht mehr einfällt.