Autor: Marc Saltzman
Was Sie über Drohnen wissen sollten
So vielseitig werden die kleinen Fluggeräte eingesetzt und helfen sogar bei der Aufklärung von Straftaten.

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- Drohnen scheinen eine neue Entwicklung zu sein, aber erste unbemannte Flugobjekte wurden bereits 1849 während des italienischen Unabhängigkeitskriegs eingesetzt. Der österreichische Artillerieleutnant Franz von Uchatius ließ Heißluftballons mit Sprengstoff beladen, um damit Venedig anzugreifen. Der Versuch war allerdings weitgehend erfolglos – einige Ballons flogen sogar nach Österreich zurück.
- Abraham Karem, ein im Irak geborener und in Israel aufgewachsener Ingenieur, baute Anfang der 1970er-Jahre eine Drohne, die zur Aufklärung während des Jom-Kippur-Krieges eingesetzt wurde. Später wanderte er in die USA aus und entwickelte die Drohne MQ-1 Predator. Im Oktober 2001 feuerte diese zum ersten Mal Kampfraketen über Afghanistan ab. Das veränderte die Strategie moderner Kriegsführung. Drohnen spielen im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eine zentrale Rolle. Neben dem Einsatz zur Aufklärung wurden sowohl Moskau als auch Kiew mit Kampfdrohnen angegriffen. Drohnen werden aber auch genutzt, um Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter in die von Russland besetzten Gebiete zu bringen.
- Militärdrohnen ähneln meist kleinen Flugzeugen und können mehr als 15 Millionen US-Dollar (etwa 13,4 Millionen Euro) kosten. Es gibt aber auch zivile Modelle, die deutlich günstiger sind. Diese Minidrohnen – auch Quadcopter genannt – sehen wie kleine Hubschrauber aus und werden oft mittels Smartphone-App ferngesteuert. Einige Modelle können dank GPS und Sensoren auch autonom fliegen und dabei selbstständig Hindernissen ausweichen.
- In vielen Ländern müssen Sie Ihre Drohne registrieren, meist ist auch eine Haftpflichtversicherung nötig. Die EU-Drohnenverordnung regelt zahlreiche Details, so gilt beispielsweise auch für Piloten von Fluggeräten mit weniger als 250 Gramm Startgewicht eine Registrierungspflicht. Außerdem muss eine Plakette mit einer sogenannten e-ID an der Drohne angebracht sein. Für schwerere Fluggeräte ist in der Regel ein Fernpilotenzeugnis nötig.Die Verordnung regelt auch, wie hoch Drohnen fliegen dürfen und wo man sie nicht einsetzen darf.
- Die Daten von Flugverbotszonen, die im GPS-System der Drohnen gespeichert sind, verhindern, dass diese beispielsweise in die Zonen um Flughäfen eindringen (Geofencing). Die Drohne kehrt entweder automatisch um und fliegt zum Nutzer zurück, oder sie landet. Wenn eine Drohne illegal modifiziert wurde, um in eine Flugverbotszone einzudringen, könnte sie abgeschossen oder elektronisch „gestört“ werden, sodass sie vom Himmel fällt. Dem Drohnenpiloten droht zudem eine saftige Strafe.
- Seien Sie vorsichtig, wenn Sie eine Drohne über private Wohngrundstücke fliegen lassen: Möglicherweise verletzen Sie das Recht auf Privatsphäre. Drohnen sollten Sie auch nicht in der Nähe von Fenstern schweben lassen oder gar in Wohnungen hineinfilmen. Wenn Sie glauben, dass Sie selbst von einer fremden Drohne aufgenommen werden, melden Sie dies der Polizei. Viele Prominente wurden schon zur Zielscheibe von sogenannten Paparazzi. Diese Fotografen verkaufen ihre Aufnahmen an die Klatschpresse. Im Jahr 2020 reichten Prinz Harry und Meghan Markle eine Klage gegen Paparazzi ein, die eine Drohne über ihr Haus in Kalifornien steuerten und Fotos von ihrem Sohn aufnahmen.
- Einige Drohnen können in weniger als einer Sekunde von 0 auf 145 km/h beschleunigen! Kein Wunder, dass damit Wettbewerbe ausgetragen werden. 2016 gewann ein britischer Teenager den mit 250 000 US-Dollar (225 000 Euro) dotierten ersten „World Drone Prix“ in Dubai. Er lenkte seine Drohne am schnellsten über den 780 Meter langen Parcours.
- Mit Kameras und Sensoren, die Körperwärme erkennen können, helfen Such- und Rettungsdrohnen dabei, vermisste Menschen und Tiere zu finden. Sie werden in schwer zugänglichen Gebieten eingesetzt, zum Beispiel in dichten Wäldern. Sie können sogar unter den Trümmern eingestürzter Häuser suchen, wie in der Türkei nach dem verheerenden Erdbeben Anfang 2023.
- Drohnen helfen sogar bei der Aufklärung von Straftaten. Im Jahr 2016 setzten die Behörden in Alameda, USA, eine Drohne ein, um einen Verdächtigen aufzuspüren und zu filmen, wie er während der Verfolgungsjagd Drogen und Waffen wegwarf.
- Manchmal setzen auch Kriminelle Drohnen ein. Im Jahr 2022 wurden 20 Personen verhaftet, weil sie welche benutzt hatten, um Drogen, Waffen und Bargeld in ein Gefängnis im US-Bundesstaat South Carolina zu schmuggeln.
- Drohnen, die Onlinebestellungen ausliefern, werden derzeit in Großbritannien und Australien getestet. Während der Coronapandemie lieferte das Unternehmen Drone Delivery Canada Medikamente und Covid-19-Tests in entlegene Städte.
- Auch im Umweltschutz kommen zunehmend Drohnen zum Einsatz. Forscher überwachen damit beispielsweise gefährdete Arten. Inzwischen helfen Drohnen auch bei der Wiederaufforstung von Gebieten, die durch Waldbrände verwüstet wurden. Samenkapseln können so in Gegenden abgeworfen werden, in denen das Betreten für Menschen zu gefährlich ist.
- Die erste „Passagierdrohne“ wurde 2016 von einem chinesischen Unternehmen vorgestellt und befindet sich noch in der Testphase. Vielleicht nutzen wir sie eines Tages zum Pendeln und fliegen über den Berufsverkehr hinweg – ohne einen Pilotenschein!