Wie zuverlässig sind Bauernregeln über das Wetter?
Wahrheit oder Humbug? Über Jahrhunderte wurden aufgrund von Bauernregeln Wettervorhersagen getroffen.

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Ein kühler Mai wird hoch- geacht’, hat stets ein gutes Jahr gebracht.“ Gekauft! Für dieses Versprechen beißen wir die Zähne gern noch ein bisschen zusammen. Wobei ja nicht ganz klar ist, wie sich ein gutes Jahr definiert. Viel Regen? Viel Sonne? Denn bei dem Reim handelt es sich um eine Bauernregel. Diese alten Volkssprüche über das Wetter mögen verstaubt und willkürlich klingen, sie beruhen jedoch auf langjährigen Beobachtungen. Aufgrund bestimmter Wetterlagen in einem Monat oder an bestimmten Tagen versuchten die Menschen früher, Vorhersagen zu treffen, die vor allem für die Landwirtschaft von Bedeutung waren. Manche Prognosen widersprechen sich jedoch, und häufig liegen sie daneben.
Regionale Bauernregeln sind oft erstaunlich zuverlässig
Also alles Humbug? Selbst Meteorologen bestätigen den wahren Kern vieler Bauernregeln. Man muss nur zwei wichtige Faktoren beachten. Entscheidend ist, wo eine Wetterregel ihren Ursprung hat. Was aus dem Alpenraum stammt, wird kaum auf die Küstenregionen zutreffen. Ohne regionale Verortung ist eine Bauernregel ziemlich wertlos. Darüber hinaus spielt ihre Entstehungszeit ein Rolle. Denn mit Einführung des gregorianischen Kalenders Ende des 16. Jahrhunderts verschob sich das Kalendarium um zehn Tage. Und nun bringt auch noch der Klimawandel alles durcheinander.
Werden diese Aspekte berücksichtigt, sind regionale Bauernregeln oft erstaunlich zuverlässig. So stimmt die vom 27. Juni auf den 7. Juli verrutschte Siebenschläferregel ("Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag") in München zu 80 Prozent, in Hamburg sollte man sich aber besser nicht da-rauf verlassen. Das Problem ist, dass kaum einer weiß, woher eine Bauernregel ursprünglich kommt.
Andere Beobachtungen, die sich kurzfristig auf Flora und Fauna beziehen, sind da schon verbindlicher. So heißt es: „Wenn die Schwalben niedrig fliegen, werden wir bald Regen kriegen.“ Das liegt daran, dass bei Tiefdruck, der mit schlechtem Wetter verbunden ist, die Beuteinsekten der Vögel sich in Bodennähe aufhalten.
Fazit: Bauernregeln können kein Wetter vorhersagen, aber manchmal, wie bei Siebenschläfer, lässt sich daraus ein Trend ablesen. Was die Landwirte damals nicht wussten: Der Verlauf eines Windbands in zehn Kilometer Höhe bestimmt in dieser Zeit das Sommerwetter.