Kleidungskauf zwischen Versuchung und Vernunft
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Es war an einem dieser schönen Sommertage, als ich mich wie zufällig in einer kleinen Fair-Trade- Boutique um die Ecke wiederfand. Angelockt von diesem luftigen Kleid im Schaufenster, dessen Farben weithin leuchteten. „Das wird jetzt meins!“, dachte ich.
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Hochgefühl im neuen Dress ...
Doch dann kamen mir Zweifel: Ist das wirklich nötig? Es ist ja nicht so, als wenn der Kleiderschrank daheim nicht gut gefüllt wäre. Aber seinen Inhalt kenne ich – und es macht doch einfach Spaß, eine neue Farbe, einen anderen Schnitt, ein schönes Material zu tragen. Das Gefühl, sich in einem neu erworbenen Outfit zu präsentieren, kennen wir doch alle: Wir fühlen uns gut, sind mit uns und unserem Aussehen zufrieden und erhalten vielleicht genau wegen dieser Ausstrahlung das eine oder andere Kompliment.Es gab Zeiten, da war Mode ein scheinbar unendlich wichtiges Thema: Als Jugendliche wollte ich mit angesagten Einzelteilen anerkannt werden, (zu was auch immer) dazu gehören. Aus dem Alter bin ich glücklicherweise heraus. Geblieben ist ein gewisses Verständnis für die meist jungen Fashion-Victims, die sich bei Textilgiganten mit extrem preiswert produzierter, frischer Ware eindecken, um den schnell wechselnden Modetrends folgen zu können.
… oder schlechtes Gewissen?

Was passiert mit den durchaus noch intakten Hemden und Hosen, Kleidern und Jacken, Shirts und Schuhen? Gehören sie in die Altkleidersammlung, sollen sie zu Putzlumpen werden? Kleidung aufzutragen, bis sie auseinander fällt, ist im Zeitalter der Fast-Fashion jedenfalls eher verpönt. Flicken, stopfen oder ausbessern ebenso: Etwa die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland hat noch nie Kleidung reparieren lassen, obwohl dies der stärkste Beitrag zur Nachhaltigkeit wäre.
Bewusster shoppen

Ich selbst orientierte mich mit den Jahren Menschen, die Wert auf ein gepfl egtes Äußeres legen und wissen, welche Garderobe für sie von Vorteil ist. So hat sich der eigene Geschmack verfestigt und in die Einkaufstüte wanderten weniger, aber qualitativ hochwertige und zeitlose Gewänder. Gute Stücke, von denen man lange etwas hat.
Trotzdem kann ich hin und wieder nicht widerstehen und möchte mein Äußeres mit etwas Aktuellem aufpeppen. Schließlich will man ja nicht wie von gestern aussehen. Deshalb wurde besagtes Sommerkleid dann tatsächlich meins. Auf diese Weise steigt die Anzahl nachhaltig produzierter Stücke von Öko-und Bio-Labels in meinem Schrank langsam, aber stetig. Dafür führe ich regelmäßig ein älteres Teil der Wiederverwertung zu: sei es per Verkauf auf dem Flohmarkt, im Second-Hand- Laden oder einer Online-Börse, sei es als Geschenk für Bedürftige. Das ist zwar mit etwas Aufwand verbunden, aber immer noch nachhaltiger als „ex und hopp“ in den Müll.

Fotos im Fließtext ©: iStockfoto.com / wundervisuals und iStockfoto.com / Tero Vesalainen





