Christmas Pickle - die Glasgurke am Weihnachtsbaum
Wissen Sie, was die "Christmas Pickle", also die „Weihnachtsgurke“ ist? Die lustige Tradition aus den USA ist mittlerweile auch in Deutschland beliebt. Was es damit auf sich hat, lesen Sie hier.

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In den USA ist es zu Weihnachten ein beliebter Brauch, zwischen den Zweigen des geschmückten Christbaums eine grüne Weihnachtsgurke aus Glas zu verstecken. Sie sieht aus wie eine große pickelige Gewürzgurke und ist zwischen den grünen Tannenzweigen hervorragend getarnt. Wer sie zuerst findet, der darf als erster mit dem Auspacken der Geschenke beginnen oder erhält sogar - je nach Familientradition - eine kleine Belohnung oder ein Extrageschenk.
Eine gläserne Gurke zwischen die glänzenden Christbaumkugeln, Lametta und Strohsterne zu hängen, erscheint im ersten Moment ziemlich seltsam. "Was soll denn das?", mag wohl mancher Europäer irritiert denken. Woher der Brauch ursprünglich kommt, ist nicht final geklärt. Viele Amerikaner glauben, es handle sich um eine seit jeher in Deutschland weit verbreitete Tradition. Dagegen spricht jedoch, dass bis vor einigen Jahrzehnten die Weihnachtsgurke in Deutschland noch eher unbekannt war. Ihren Ursprung soll sie im thüringischen Glasbläserort Lauscha haben, wo sie angeblich um 1880 erfunden wurde und wo der Legende nach auch die ersten gläsernen Christmas Pickles gefertigt wurden.
Wie die Weihnachtsgurke (wahrscheinlich) in die USA kam
Forscher vermuten deshalb, dass die Weihnachtsgurke zusammen mit anderem gläsernen Baumschmuck, der die Form von Obst und Gemüse hatte, tatsächlich nur sehr vereinzelt in Bayern und Thüringen als Weihnachtsbaumschmuck verwendet wurde. Als Indiz dafür dient ihnen die Tatsache, dass die Glasbläserei von Gernot Weigelt im oberfränkischen Rothenkirchen noch heute eine sehr alte Form zum Glasblasen besitzt, mit der um 1900 Weihnachtsgurken hergestellt worden sind.
Dazu passt auch die Erklärung, wie die pickelige Glasgurke in den USA berühmt wurde. Der Gründer der amerikanischen Kaufhauskette "Woolworth", Frank Winfield Woolworth, soll während einer Deutschlandreise von dem gläsernen Obst- und Gemüse-Baumschmuck aus Thüringen fasziniert gewesen sein. Um 1880 herum beschloss er, die ausgefallenen Christbaum-Ornamente in die USA zu importieren und in seinen Kaufhäusern anzubieten. Die „Christmas Pickle“ schien es ihm dabei besonders angetan zu haben und er vermarktete sie als echte deutsche Tradition. Durch diese Marketing-Strategie gelangte die Weihnachtsgurke an US-amerikanische Christbäume.
Die Spreewaldgurken-Erklärung
Eine andere Erklärung, die Spreewaldgurken-These, verweisen die Weihnachtsschmuck-Forscher hingegen ins Reich der Mythen. Sie besagt, dass die Einwohner des Spreewalds ihre Weihnachtsbäume mangels Alternativen mit echten Spreewaldgurken dekoriert haben sollen, weil sie zu arm waren, um teuren Christbaumschmuck zu kaufen. Dies sei der Ursprung der Weihnachtsgurken-Tradition.
Gleiches gilt für die Behauptung, der Brauch stamme aus dem frühen 20. Jahrhundert, als in armen Familien nur dasjenige Kind ein Geschenk erhielt, das die Weihnachtsgurke zuerst fand. Auch das erscheint eher unglaubwürdig.
Welche Erklärung die einzig richtige ist, kann wohl nie schlussendlich geklärt und ob die Weihnachtsgurke nun deutsche Wurzeln hat oder nicht, weder ausgeschlossen noch bestätigt werden. Vielleicht ist es wie oftmals so, dass in allen ein bisschen Wahrheit steckt und der Rest der Geschichten großzügig ausgeschmückt wurde.
Fakt ist jedoch, dass viele Deutsche den amüsanten Brauch inzwischen übernommen haben. In einigen Haushalten gehört er zum festen Repertoire des Weihnachtsfests und erleichtert alljährlich die Entscheidung, wer das erste Geschenk öffnen darf.
Wohl auch deshalb haben die meisten Hersteller und Verkäufer von Christbaumschmuck die Weihnachtsgurke mittlerweile in ihr Sortiment aufgenommen. Ob bei Käthe Wohlfahrt, Thüringer Glasdesign, Inge Glas oder Krebs Glas in Lauscha, es gibt sie in allen Größen, matt grün schimmernd oder glänzend, mit Schnee und Nikolausmütze verziert oder festlich glitzernd. Sogar die großen Discounter verkaufen zuweilen vor dem Weihnachtsfest Weihnachtsgurken. Hängt in Ihrem Weihnachtsbaum auch eine davon?