Den heiligen Nikolaus gab es mehrmals
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Was war das immer spannend am Morgen des 6. Dezember! Würde der am Vorabend vor die Zimmertür gestellte Stiefel wirklich mit Leckereien und kleinen Geschenken gefüllt sein? Eine Enttäuschung gab’s zum Glück nie: Der Nikolaus hatte auf geheimnisvolle Weise erfahren, dass das Kind wohl doch artig gewesen war. Aber wer ist der Mann mit Mitra, Bischofsgewand und Krummstab eigentlich, und warum bringt er den Kindern Geschenke? Die Forschung vermutet, dass die Figur auf zwei historisch verbürgten Personen beruht, deren Lebensgeschichte verschmolz.
Nikolaus von Myra (heute das türkische Demre) und Nikolaus von Sion lebten im dritten beziehungsweise im sechsten Jahrhundert in Lykien. Als barmherzig, gütig und hilfsbereit galten beide, aber weil Nikolaus von Myra der bekanntere war, spielen seine Lebensdaten die größere Rolle. Sein
Todestag an einem 6. Dezember ist Grundlage für den Festtag des Bischofs. Zwei wohltätige Männer plus eine Vielzahl von Legenden ergaben in der griechisch-orthodoxen Kirche den Super-Nikolaus: Er soll – ähnlich wie Jesus – Stürme beruhigt, Kornladungen vermehrt und Menschen wieder zum Leben erweckt haben. Dass er zum Schutzpatron der Kinder und zum Geschenkebringer wurde, beruht auf seiner Hilfsbereitschaft. Eines Tages soll Nikolaus von Myra den drei Töchtern eines verarmten Mannes geholfen haben: Heimlich warf er ihnen Goldstücke durchs Fenster und bewahrte sie
so vor der Prostitution.
Nachdem italienische Kaufleute 1087 seine Gebeine geraubt und als Reliquie nach Bari gebracht hatten, verbreitete sich der Kult um den barmherzigen Mann. Er wurde zum Schutzpatron vieler Berufsgruppen, auch der Seefahrer und Kaufleute, weshalb man in Hansestädten wie Hamburg, Rostock oder Stralsund Nikolaikirchen weihte. Spätestens ab dem 12. Jahrhundert beschenken sich die Menschen auch hierzulande beim Nikolausfest. Mit der Reformation, die Heiligenverehrung ablehnte, verschob sich die Bescherung auf den Heiligen Abend. Aber selbst der weltliche Weihnachtsmann mit Zipfelmütze und rotem Mantel konnte den Heiligen nicht verdrängen.
Auch heute noch glänzen Kinderaugen am 6. Dezember, wenn der Nikolaus die geputzten Stiefel gefüllt hat.






