Essen und Trinken

Autor: Renée S. Suen

Italienisches Eis: wer es erfunden hat und warum es so lecker ist

Die meisten Menschen essen gern Eis – vor allem im Sommer. Sie greifen entweder zu ihren Lieblingssorten oder probieren auch mal neue aus. Ein besonderer Genuss ist Gelato, das zu bunten Bergen geformt in italienischen Eisdielen angeboten wird.

Drei bunte Kuscheln aus Speiseeis im Hörnchen.

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©istockfoto.com / urfinguss

Es hat eine dichtere Konsistenz und schmeckt intensiver als „normale“ Eiscreme. Da Gelato mit mehr Milch und weniger Sahne hergestellt wird, hat es trotzdem weniger Kalorien. Schon in der Antike genossen die Menschen aromatisierte Desserts aus natürlichem Eis. Die ägyptischen Pharaonen beispielsweise servierten ihren Gästen Eis, das mit Fruchtsaft gesüßt war. Die Römer zerkleinerten Eis vom Vesuv und genossen es mit Honig. Man vermutet, dass der Ursprung von Gelato in einem Rezept liegt, das Marco Polo Ende des 13. Jahrhunderts aus China nach Italien mitbrachte. Für den süßen, kühlen Genuss wurden Milch und Gewürze mit verkochtem Reis und Schnee vermischt.

Mehr als 200 Jahre später gewann der Astrologe Cosimo Ruggieri einen kulinarischen Wett­bewerb der wohl­habenden Familie Medici mit einem Fior di Latte Gelato, bei dem er den Reis weggelassen hatte. Ka­tharina von Medici ließ es später von Ruggieri für ihre Hochzeit mit dem künftigen König von Frankreich herstellen.

Als der eigentliche „Vater“ des Gelato gilt jedoch Bernardo Buontalenti. Im Jahr 1565 kreierte der florentinische Künstler ein neues Dessert auf der Grundlage von Zabaglione, einer Art aufgeschlagenem Pudding. Bei seinem Gelato für den Hof von Katharina von Medici verwendete er Milch, Eigelb und Honig, aromatisiert mit Süßwein, Bergamotte, Zitrone und Orange.

Lange war Gelato Königshöfen vorbehalten, eine größere Verbreitung erfuhr es erst, als Francesco Procopio dei Coltelli 1686 begann, die kalte Köstlichkeit in seinem Pariser Café Le Procope zu servieren. Procopio erfand auch die erste Eis­maschine, die die Herstellung des gefrorenen Desserts in größerem Maßstab ermöglichte. Mit dem Italiener Giovanni Basiolo, der 1770 nach New York auswanderte, gelangte die Leckerei dann auch nach Nordamerika. Weit verbreitet wurde Gelato dort allerdings erst um 1900.

Gelato ist übrigens nicht nur eine Nachspeise, es kann auch mit Frühstücks­gebäck (Brioche con gelato) genossen oder mit einem Espresso übergossen werden (Affogato). Es gibt sogar herzhafte Varianten mit Rotwein, Olivenöl oder Tomate mit Basilikum. Und wenn es von einem kulinarischen Zauberer serviert wird, kann Gelato noch außergewöhnlicher schmecken: Im Sternerestaurant Don Alfonso 1890 in Toronto, Kanada, wird eine Variante mit Aal auf Wildrosen-Tagliatelle mit Kräutern und Kaviar serviert.

Wer Gelato so sehr liebt, dass er ein echter Kenner werden möchte, kann die Gelato University in Bologna, Italien, besuchen. Dort wird gelehrt, wie Gelato hergestellt wird, wie man eigene Varianten entwickelt und wie man eine Eisdiele eröffnet und führt.

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